Unterwelt

Urlasgang

Höhlen oder Gänge? Schließen wir uns der umgangssprachlichen Begrifflichkeit an, dann gibt es im Kirchberger Ländchen keine Höhlen. Höhlen sind natürliche, Gänge von Menschenhand geformte Hohlräume.

Das Kirchberger Ländchen ist von zahlreichen unterirdischen Gängen durchzogen. Der Historische Verein für das Kirchberger Ländchen hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese zu erfassen, zu vermessen und zu kartographieren. Vom ursprünglichen Gedanken, aus der Summe dieser Arbeiten einen „Atlas der Kirchberger Unterwelt“ zu erstellen, sind wir
abgekommen. Denn, wann immer wir annehmen, jetzt haben wir alle erfasst, erreicht uns eine Nachricht von einer weiteren unterirdischen Kammer, einem weiteren Gang oder einem weiteren Versteck. Allen bisher erfassten Gängen gemeinsam ist die das ganze Jahr über konstante Temperatur von 8° Celsius. In den meisten Gängen wurde als Nachnutzung Schotter bzw. Sand abgebaut. Alle bisher erfassten Gänge verlaufen gerade und stoßen immer in einem Winkel von 90° aufeinander.

Das Urlas-Gangfragment wurde vom Historischen Verein als Schaugang der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Führungen sind ausschließlich durch autorisierte Mitglieder des Historischen Vereins nach telefonischer Voranmeldung möglich. Der Hauptgang mit 28,2 m Länge und die sechs Seitengänge mit insgesamt 45,9 m Länge zeigen uns die Art der Ganggrabung, die Querung durch einen tiefer liegenden Gang und die „Belüftungsanlage“ durch Tierbauten. Die Urlas-Gänge haben eine Höhe von 1,6 bis 2,7 m und eine Breite von 2,4 bis 3 m.

Zwei Seitengänge verdienen unsere besondere Aufmerksamkeit: Etwa 10 m nach dem Eingangsportal geht ein 9,5 m langer Seitengang („Grabgang“) links ab. Er führt direkt unter das links vom Eingang sichtbare, durch den Straßenbau angeschnittene Hügelgrab – ein hallstattzeitliches, später römisch überbautes Grabmal. Vermutlich einzigartig in Österreich ist, dass man an dieser Stelle unter ein Hügelgrab gehen kann.

Eine weitere Besonderheit ist der zweite, etwa 25 m nach dem Portal rechts abgehende Gang („Krummer Gang“). Dieser 14,6 m lange Seitengang geht in einem spitzen Winkel vom Hauptgang ab und verläuft in einer flachen Kurve ins Berginnere. Nach ca. 5 m nimmt die Temperatur um 1° bis 2° Celsius ab. Sensitive Besucher berichten immer wieder, dass sich ab dieser Stelle die Gesamtwahrnehmung deutlich verändere. Eine geomantische Untersuchung dieses Phänomens steht noch aus.

Die Sage vom „Schwarzen Mann“, der ab dem Jahr 1865 immer wieder in Erzählungen auftaucht, nimmt beim Urlasgang ihren Ausgang. Erste Berichte lauten so: Bei diesem Hohlwege geht des Nachts öfters „der schwarze Mann“ heraus und begleitet die Leute, die nach Kirchberg gehen, auf der Straße hinauf. Oben, wo der Wald zu Ende ist, verschwindet er.  Der historisch und naturwissenschaftlich bewanderte und aktive Anton Meixner, der in Kirchberg von 13. September 1865 bis 1. August 1866 als Kaplan und von 1. Juni 1885 bis 1. August 1903 als Pfarrer wirkte, und in der Pension von 9. August 1903 bis 15. November 1906 das Amt eines Missars in Eichkögl ausübte, hielt in der Kirchberger Pfarrchronik mit eigener Hand ein unheimliches Ereignis aus dem Oktober 1900 fest: Eines Nachmittag im Oktober 1900 musste Anton Meixner Pfarrer von Kirchberg in Amtssache zu einem Hause nach Berndorf gehen und machte sich um 5 Uhr auf den Rückweg und zwar nach der Straße. Als er schon in der halben Entfernung gegen Urlas war, sah er ein Schulmädchen von etwa zwölf Jahren weinend daher laufen, das zwei Pakete Spezereiwaren trug, die es in Kirchberg gekauft hatte. Hinter dem Kinde sah ich einen großen schwarzen Mann dahergehen, etwa 30 Schritte entfernt. Es war etwas neblig, so dass ich ihn nicht genau ausnehmen konnte; ich hatte auf ihn auch nicht geachtet. Ich fragte das Mädchen: „Warum weinst du denn?“ – „Da geht mir immer ein schwarzer Mann nach; ich fürchte mich vor ihm!“ gab es zur Antwort. Da sagte ich: „Tue unterwegs immer etwas zum heiligen Schutzengel beten, wenn du ausgehen musst, dann wird dir nichts geschehen.“ Ich fragte noch: „Wem gehörst du?“ und es sagte: „Dem Johann Kien“ (einem braven Bauern in Berndorf); damit entließ ich es. Indes hätte jener Mann längst zu uns kommen müssen, allein als ich aufschaute, war er weg. An der Straße sind nur Äcker und diese war abgeleert, so dass man Jeden schon von weitem sehen musste; der Mann war nirgends zu sehen. Auf einem einzigen Acker in der Nähe standen noch schüttere dürre „Mais-Stangen“, die eine volle Durchsicht gestatteten; es war auch kein Mann sichtbar, als ich vorbeiging. Dass sich der Mann in der kurzen Zeit dahingeflüchtet und in eine Furche gelegt habe, ist nicht möglich gewesen. – Überhaupt ist mir auf dem Heimweg in dortiger Gegend gar kein Mensch begegnet.

360° Panoramafoto

Großer Harrachberggang

Text in Bearbeitung.

Weitere Harrachberggänge

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Sandsteingang in Hof

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Erdkammer Fladnitzberg

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Pfarrkirche St. Florian

Die Pfarrkirche von Kirchberg, geprägt von mehreren Bauepochen, steht auf römischen Fundamenten, die selbst wieder vermutlich auf einem vorrömischen Unterbau ruhen. Vor dem 2 m hohen Epitaph von Feldmarschall Sigbert Graf Heister, das in lateinischer Sprache die Ruhmestaten dieses kaiserlichen Generals beschreibt, der ab 1696 auf der Herrschaft Kirchberg saß, soll die heisterliche Gruft liegen. Tatsächlich wurde beim Einbau der Bodenheizung ein Hohlraum gefunden, der aber vollkommen leer gewesen ist. Inzwischen wissen wir, dass Sigbert Graf Heister in der Schlosskapelle bestattet und bei der Abtragung der Kapelle vermutlich nicht in die Kirche umgebettet wurde.

Mit ziemlicher Sicherheit liegen Gruften unter den Stufen zum Altarraum. Bei den meisten dieser Gruften wissen wir nach Studium der recht genauen Angaben im Totenbuch seit 1639, wer hier seine letzte Ruhestätte gefunden hat. Die Gruften waren der „zeitgenössischen Elite“ von Kirchberg vorbehalten, also der hohen Beamtenschaft der Herrschaft Kirchberg, respektive den Verwaltern und deren Gattinnen. Auf die Gruft direkt unterhalb der Kanzel bezieht sich eine Totenbucheintragung vom 24. Oktober 1710: Die Wohledl Gestrenge Frau Maria Christina Thimmein, Verwaltherin bey der Hochgräffl. Herrschafft alhier [ist] Frühe zwischen 6 Undt 7 Uhr in Gott seelig entschlafen, undt ist den 25. dito darauff Conduciert, undt in alhiesigen Gottshauß unter der Canzel Zur Erdn bestättet worden Ihres alters in dem 20ten Jahr. Maria Christina war die Ehefrau des heisterlichen Verwalters Franz Ignaz Thieme.

Im Eingangsbereich der ehemaligen Marien- bzw. Unser-Lieben-Frauen-Kapelle, der heutigen Taufkapelle, liegt seit 1706 Pfarrer Dr. Franz Josef Megerle bestattet, der Ende 1698 seine Seelsorgertätigkeit in Kirchberg aufnimmt. Er war ein naher Verwandter von Abraham a Santa Clara und als Pfarrer aus St. Kathrein am Offenegg nach Kirchberg gekommen. Die Kapelle ließ er aus Eigenmitteln erbauen. Bis in unsere Tage ist er aber vor allem auch deswegen bekannt, weil er mit allen Mitteln darum gekämpft hat, eine Perücke, ebenso wie der heisterliche Hofstaat, tragen zu dürfen.

Ossarium

Im Zuge von Maurerarbeiten wurde am 2. November 1977 die Stiege zur Sakristei der Kirchberger Pfarrkirche entfernt. Dabei brach ein Teil einer Steinmauer, die bislang für ein Fundament gehalten worden war, ein. Dadurch wurden das Fragment eines gemauerten Torbogens sowie ein 6 x 2 m großer Raum sichtbar. Dahinter tat sich ein längst vergessenes Ossarium auf, in dem Hunderte von Röhrenknochen und Totenschädeln gelagert waren.

Das Ossarium wurde 2012 vom Historischen Verein in Kooperation mit der Pfarre und dem Bundesdenkmalamt untersucht. Dabei wurden konservatorische Maßnahmen ins Auge gefasst, die im Sommer 2017 mit einer vollständigen Sanierung durch die Mithilfe Dutzender freiwilliger Helfer und wissenschaftlichen Beforschung bzw. anthropologische Befundung des Ossariums gipfelten. Das Ossarium wurde im Laufe des Jahres 2018 saniert und ist mit der Eröffnung am 3. November 2018 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden.