Eröffnung und Segnung des Kirchberger Ossariums

Am 3. November 2018 wurde das Kirchberger Ossarium offiziell eröffnet. Projektleiter Gernot Stocker bezeichnete die Knochenkammer in seinen Eröffnungsworten als einen „Ort der Ruhe und des Friedens.“ Obmann Prof. Dr. Johann Köhldorfer verwies darauf, dass die Sanierung des Ossariums eine Frage des Respekts sei, den jeder Einzelne von uns bereit ist, der Welt und den Menschen entgegenzubringen und dass man damit den Kirchbergern ein weiteres Stück der eigenen Geschichte zurückgebe.

Die Segnung nahmen die Pfarrer Mag. Bernhard Preiß und Alois Kremser vor. Musikalisch begleitet wurde der Festakt von einer Sängerrunde unter der Leitung von Mag. Friedrich Hieger und einem Bläserensemble des Musikvereins Kirchberg.

Das Ossarium ist mit einer autmatischen Lichtschranke versehen und somit jederzeit zugänglich. Ein viersprachiger Text (Deutsch, Englisch, Ungarisch, Serbisch) und eine Textversion für Kinder erklären Bedeutung und Entstehung des Kellerraums. Außerdem wurde eine Vitrine angebracht, in der Knochen von Menschen mit massiven
pathologischen, degenerativen, abnutzungsbedingten sowie lebensbedrohlichen Krankheitsbildern zu sehen sind.

Der aus dem 11./12. Jahrhundert stammende Kellerraum unterhalb der Sakristei der Pfarrkirche in Kirchberg an der Raab fristete über Jahrhunderte ein unbeachtetes Dasein. In früheren Zeiten diente er den Totengräbern als Lager für Knochen aus dem Kirchenfriedhof. Bei Renovierungsarbeiten 1977 wurde die Kammer zufällig wiederentdeckt, 2017 nahm der Historische Verein die Sanierung in Angriff, um den Überresten der Verstorbenen eine würdevolle Umgebung zu bieten. In Zusammenarbeit mit der Pfarrgemeinde und zahlreichen freiwilligen Helfern wurde der Raum trockengelegt und ein Zugang geschaffen. Die Knochen ließ man vom Universalmuseum Joanneum anthropologisch untersuchen. Eine Überraschung boten auffallend lange Oberschenkelknochen mit einer „Reiterfacette“, die als Überreste von Soldaten eines Reiterregiments identifiziert und der Soldateska des Kirchberger Schlossbesitzers Sigbert Graf Heister (1648-1718) zugeordnet werden konnten.