Reflexionen

Kulturhistorischer Themenweg im Steirischen Vulkanland entlang der Raab

Ein SEK-Studienprojekt von Mag. Isabel Egartner

Lehrgangsleiter: Prof. Dr. Paul Zalewski
Masterlehrgang: Schutz europäischer Kulturgüter, Europa-Universität Viadrina

Eckdaten:
•    Größtenteils frei zugänglich kulturhistorisch bedeutende Denkmäler
•    An- und Abreise mit der Bahn möglich und von beiden Endpunkten befahr- bzw. begehbar
•    Mit dem Fahrrad oder in zwei Etappen zu Fuß
•    Weglänge gesamt ca. 20 km
•    Höhenunterschied max. 80 Höhenmeter
•    Höchste Punkte: Gemeinde Kirchberg an der Raab (370 m Seehöhe) und Saazkogel (340 m Seehöhe)
•    Als Radtour: Gesamtzeit 2,5 bis 3 Stunden
•    Als Wanderung: 1. Etappe 13 km, Gehzeit ca. 3,5 Stunden, 2. Etappe 7 km; Gehzeit 2,5 bis 3 Stunden
•    Rückkehrmöglichkeit nach der ersten Etappe vom Bahnhof Rohr

Der Themenweg verbindet historisch und kulturell bedeutende Einzelobjekte und Ensembles zwischen den Gemeinden Kirchberg an der Raab und der Stadt Feldbach. Der Weg verläuft inmitten des Steirischen Vulkanlandes durch das reizvolle Raabtal und entlang dem landschaftlich anmutigen Relief des oststeirischen Riedellandes. Fast alle (Boden-) Denkmäler stehen unter Denkmalschutz (außer dem Urlas Gang und dem Stadelteich-Damm) und sind bis auf das Schloss Kirchberg an der Raab und dem Urlas Gangsystem frei zugänglich. Die An- und Abreise gestaltet sich am bequemsten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Dadurch ist der Themenweg so konzipiert, dass man die Route sowohl vom Start- als auch Endpunkt mit dem Fahrrad oder zu Fuß in zwei Etappen beginnen kann.

Der kulturhistorische Themenweg startet am Bahnhof Studenzen-Fladnitz im Raabtal. Am Hügelsporn hinter dem Bahnhof am Fuchskogel befindet sich die älteste befestigte steirische Höhensiedlung aus der frühen Bronzezeit (ca. 2500 v. Chr.) mit Wallanlage.

Vom Bahnhof führt die erste Etappe der Route riedelaufwärts zu den Stationen 2-4 nach Kirchberg. Vorbei an dem barocken Schloss Kirchberg kommt man in das Zentrum der Ortschaft, wo das Ossarium der Pfarrkirche Kirchberg frei besichtigt werden kann. Im Kirchturm der Pfarrkirche befindet sich ein kleines Museum mit sakralen Ausstellungsstücken des 18. und 19. Jahrhunderts. Der Zugang ist bei Voranmeldung (Gertraud Doppan, Tel. 0664/3756286, traude.doppan@gmail.com) und freien Eintritt möglich. Im Ortskern von Kirchberg kann man sich bei einer der Einkehrmöglichkeiten für die Weiterreise stärken.

Am Rücken des Riedels geht es weiter in Richtung Süden zu den Stationen 5 und 6, wo zwei Schautafeln über die Hügelgräber aus der Hallstattzeit (ca. 750 v. Chr.) am Hügelzug Urlas und das unterirdische Gangsystem am Urlas informieren. Die Besichtigung des Urlas-Gangs ist nach Voranmeldung beim Historischen Verein für das Kirchberger Ländchen möglich.

Die Strecke führt dann wieder ins Raabtal hinunter und folgt die nächsten Kilometer dem Radweg R11. An der Talsohle befindet sich bereits die nächste Station. An der Station Nummer 7 erzählt eine Schautafel, die auf den Überresten eines barocken Dammes steht, von den von Sigbert Graf Heister 1713 errichteten Teichanlagen. Sie dienten nicht nur zur Fischzucht, sondern auch zum Schutz vor Feinden, da man mit ihrer Hilfe die Talebene fluten konnte. Nach der Station 7 kann man den kulturhistorischen Themenweg unterbrechen und von der Bahnhaltestelle in der Ortschaft Rohr die Rückreise antreten.

Die zweite Etappe führt entlang des Radweges R11 weiter nach Moosbuschen und von dort aus hügelaufwärts zum Saazkogel. Auf dem Saazkogel kann man das frei zugängliche Ausstellungsgelände der Station 8 besuchen. Die Anhöhe war in der Frühgeschichte ein beliebter Siedlungsplatz. Neben einer hallstattzeitlichen Höhensiedlung mit Hügelgräberfeld (7. Jahrhundert v. Chr.) befand sich dort eine der größten römischen Besiedlungen in Südostnoricum mit einer Ausdehnung von rund neun Hektar.

An der Station 9 am Saazkogel kann man die spätgotische Sebastiankirche, die mit einem schwarzgoldenen Hochaltar im Knorpelwerksstil (Mitte 17. Jahrhundert) ausgestattet ist, besichtigen. Sigbert Graf Heister baute die Kirche am Saazkogel aus und stiftete die Glocke. Abschließend wird dem Besucher auf dem Skywalk ein herrlicher Blick ins Tal und auf die Saazerteiche geboten. An ihrer Stelle befand sich das Dorf Saaz, das Sigbert Graf Heister kaufte, schleifen ließ und weitläufige Teichanlagen errichtete. Die beiden noch erhaltenen Teiche sind nur ein kleiner Rest der barocken Anlagen. Das abgetragene Dorf Saaz ist die Erklärung für die als Waldkirche viel zu große Kirche am Saazkogel.

Talabwärts Richtung Feldbach kann man einen Abstecher in die Ortschaft Gniebing zum geologischen Museum zum Thema Vulkanismus unternehmen. Die Station 10 informiert ausführlich über die zwei Eruptionsphasen, die vor rund 18 und 5 Millionen Jahren die heutige Südoststeiermark erfassten und die Region Steirisches Vulkanland nachhaltig prägten.

Von Gniebnig aus führt der Weg weiter zu den letzten Stationen in die Stadt Feldbach. Station 11 stellt eine der besterhaltenen mittelalterlichen städtischen Wehrbauten, den Feldbacher Tabor, dar. Er wurde in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts um die Kirche Feldbach errichtet und ist heute frei zugänglich. Ab Ende des 17. Jahrhunderts verlor der Tabor an Bedeutung, auch wenn die Hexenprozesse dieser Zeit der Wehranlage eine traurige Berühmtheit bescherten. Die Taborhäuschen fungierten nunmehr als Abstellräume, Magazine sowie Gemüse- und Eiskeller. Innerhalb der ehemaligen Wehrbauten befindet sich seit 1952 das Museum im Tabor. Die Station 12 weist eine regionale Sammlung von Funden aus der Ur- und Frühgeschichte (Funde vom Saazkogel, hallstattzeitliches Grab), dem Mittelalter (Burgen in der Oststeiermark, Hexenkeller, Gefängnis) und des Ersten und Zweiten Weltkriegs auf. Auch sind Mineralienfunde und volkskundliche Artefakte ausgestellt.

Vom Hauptplatz Feldbach aus gelangt man über die Franz-Josef-Straße direkt zum Bahnhof Feldbach um die Rückreise antreten zu können.

Quellen Abbildungen:
Saazkogel Sebastiankirche: http://www.alpenverein.at/kirchbach/alben/bilder
Saazkogel römischer Vicus: http://www.archaeologie.vulkanland.at
Luftbild Kirchberg: https://www.kirchberg-raab.gv.at
Kirchberger Ossarium, Hügelgräber Urlas, Schautafel Unterer Damm: https://www.kirchberger-laendchen.at/
Feldbacher Tabor: Isabel Egartner