Sanierung des Kirchberger Ossariums

Rund 100 freiwillige Helfer und Sachspender beteiligten sich an einer dreitägigen Sanierung des Kirchberger Ossariums von 6. bis 8. Juli 2017. Auf Initiative des Historischen Vereins wurden die Knochen und Schädel sorgsam ausgeräumt, gereinigt und im Pfarrhof zwischengelagert. „Dieses Projekt zeigt, wie man mit Menschen umgeht. Wer nicht bereit ist, unseren Vorfahren mit Respekt und Wertschätzung zu begegnen, der ist auch nicht in der Lage, seinen Mitmenschen und unseren Nachfahren mit Respekt und Wertschätzung gegenüber zu treten“, so Obmann Prof. Dr. Johann Köhldorfer. „Das ist eine Frage der Herzensbildung und des Charakters. Wir jedenfalls geben unseren Vorfahren im Kirchberger Ländchen wieder ihre Würde.“

Die aus dem Kellergewölbe unterhalb der Sakristei geborgenen Knochen und Schädel werden derzeit vom Univeralmuseum Joannum stichprobenartig auf Alter, Ernährungszustand und Todesursache der Verstorbenen untersucht. Nach ersten Erkenntnissen waren die Menschen gut ernährt und kräftig gebaut. „Es gibt keine Hinweise auf Hungerperioden. Die Versorgungslage dürfte auch im Winter gut gewesen sein“, analysiert Anthropologin Dr. Silvia Renhart. Interessantes Detail: Unter den mindestens 1.000 Toten befand sich auch Hunderte Knochen, die auf Reitersoldaten hinweisen. Sie dürften dem Regiment von Sigbert Graf Heister Anfang des 18. Jahrhunderts zuzuordnen sein.

Völlig überraschend wurde in dem Kellergewölbe eine Pforte in Richtung Osten entdeckt, vermutlich das romanische Herz aus dem 11. bis 13. Jahrhundert. Nach momentanem Stand der Forschung handelt es sich dabei um das älteste erhaltene Gemäuer von Kirchberg – um Hunderte Jahre älter als die Stainpeiß’schen Keller unter dem Nordflügel des Schlosses. Eine wissenschaftliche Befundung des Kellers muss der nächste Schritt sein. Dabei sollten die Beschaffenheit der Steine und Ziegel, die Art der Schichtung und Vermauerung und vor allem die Analyse der Mörtelmischung über das Alter Auskunft geben.

Im Juli und August 2017 soll vom Pfarrgemeinderat mit Unterstützung der Gemeinde ein öffentlicher Zugang zum Ossarium errichtet werden, das inzwischen saniert und mit Licht und Regalen ausgestattet wird. Danach werden die Gebeine in einem würdevollen Rahmen wieder zur Ruhe gebettet. Die Pfarrkirche St. Florian erhält mit dem sichtbar gemachten und professionell gestalteten Ossarium neben dem Turmmuseum einen weiteren Hotspot für kulturhistorisch interessierte Besucher, was ein weiterer Impuls für qualitätsvollen Tagestourismus weit über die Grenzen der Kleinregion hinaus ist.

Freiwillige Helfer (in alphabetischer Reihenfolge): Anna Absenger, Beate Absenger, Franz Absenger, Karl Adelmann, Oliver Amtmann, Harald Bartlme, Franz Bendl, Alfred Deutsch, Gertraud Doppan, Anna Fink, Anton Fink, Erich Fink, Andre Fruhmann (Landjugend), Andreas Fuchs, Eveline Fuchs, Johann Glauninger, Josef Graßmugg, Barbara Hiebaum-Stocker, Christine Hirschmann, Konstanze Kienreich, Raphael Kienreich, Stefanie Kögler, Johann Köhldorfer, Helmut Kraitsy, Maria Lafer, Meinhard Lafer, Jonathan Landschützer, Friedrich Landsmann, Monika Mader, Wolfgang Madl, Helene Obendrauf, Manfred Platzer, Roland Pöltl, Brigitte Pölzl, Dorith Posch, Silvia Renhart, Josefine Salzger, Johann Ernst Scheiner, Elias Schlapfer, Franz Schlapfer, Jonas Schlapfer, Dieter Schmidt, Susanne Schmidt-Harding, Karl Schweiger, Christian Semmler, August Stocker, Gernot Stocker, Paula Stocker, Peter Stocker, Walter Tieber, Maria Walter, Franz Windisch, Andreas Zeiler.

Sach- und Geldspenden: Ilse Absenger, Agrarunion Südost, Irmgard Bachmann, Harald Bartlme, Eva-Maria Castellani, Gertraud Doppan, Rosa Ecker, Bäckerei-Café Ertl, Fleisch Fraiss, Franz Friedl, Christine Gartner, Maria Glauninger, Markus Glauninger, Florian Gölles, Robert Grabner, Theresia Griesbacher, Johann Groß, Christine Karner, Kirchberger Kaffeestub’n, Gemeinde Kirchberg, Stefanie Kögler, Helmut Kosednar, Adolf Krickler, Maria Lafer, Direktvermarkter Lammer, Spar Legenstein, Obst Leopold, Familie Lösch Fladnitz, Horst und Amalia Luttenberger, Anni Monschein, Helmut und Gabi Ofner, Heurigenschenke Plescher, Fleischhof Raabtal, Raiffeisenbank Mittleres Raabtal, Familie Rath Mehlteuer, Josef Schaffler, Buschenschank Schellauf, Franz Schuster, Familie Schuster Mehlteuer, Maria Stangl, Barbara Stocker, Renate Stocker, Walter Tieber, Ida Ulbing, Martha Windisch, Raabtalhof Wagenhofer, Buschenschank Wesselowitsch.