Expertisen von Andreas Fuchs sind steiermarkweit gefragt

Der Kirchberger Uhrmachermeister Andreas Fuchs, der seit der Vereinsgründung vor 17 Jahren das Kassieramt beim Historischen Verein ausübt, zählt zu den anerkanntesten steirischen Experten für historische Waffen. Sein Wissen wird von Fachkreisen geschätzt und genutzt.

Auf Einladung von Dr. Wolfram Dornik vom Stadtarchiv Graz begutachtete Andreas Fuchs am 4. Jänner 2022 die Waffensammlung des ehemaligen Garnisonsmuseums und große Teile anderer Museen. Auf dem Plan standen das Katalogisieren bzw. eine exakte Bestandsaufnahme nach Type, Nationalität, Erzeugerfirma, Kaliber und Seriennummer aller im Depot in der Sackstraße befindlichen Waffen, die nach dem neuen Europäischen Waffenregistergesetz gemeldet werden müssen – und zwar in die Kategorien „Vollautomatische Kriegswaffen“ (Maschinenpistolen und Maschinengewehre), „Kurzwaffen“ (Pistolen und Revolver) und „Langwaffen“ (Gewehre und Karabiner). In diese Auflistung fallen alle Waffen, die nach dem 1. Jänner 1871 gebaut wurden. Ältere Waffen müssen nicht gemeldet werden. „Nahezu alle Waffen stammten aus dem Zeitraum 1790 bis 1945“, so Andreas Fuchs. „Interessanterweise ist das der gleiche Zeitraum, den ich selbst auch sammle. Die Expertise war daher so etwas wie ein Heimspiel für mich.“ Dr. Wolfram Dornik staunte nicht schlecht, dass die für drei Tage anberaumte Expertise nach einem Tag erledigt war. Sämtliche ca. 580 Gewehre wurden von Andreas Fuchs aus dem Gedächtnis klassifiziert, ohne einmal in der Fachliteratur nachschauen zu müssen. Fuchs: „Ich habe mich von der Hin- und Herrennerei wie nach einem Zehn-Kilometer-Fußmarsch gefühlt, aber die Zusammenarbeit war sehr angenehm und professionell.“

Wenige Wochen später wurde Andreas Fuchs abermals nach Graz berufen. Diesmal sollte er eine Expertise im Depot des 1895 gegründeten Hans-Gross-Kriminalmuseums vornehmen, dessen Fundus hauptsächlich aus Kurzwaffen besteht. Am 31. März 2022 war es soweit. „Die Herausforderung beim Kriminalmuseum war, eine Umlaufwertschätzung vorzunehmen, denn viele der Waffen sind verändert, umgebaut oder sogar selbst gebastelt.“ Im Depot befinden sich beispielsweise zu Schusswaffen umgebaute Spazierstöcke, Legebüchsen, das sind Selbstschussvorrichtungen aus alten Vorderladern, die an exponierten Stellen wie Wildwechselwegen angebracht waren, oder Wilderer-Schalldämpfer aus Fahrradpumpenzylindern oder alten Ölkanistern. „Bei den meisten dieser selbstgebastelten Waffen war der Schütze beim Schießen vermutlich stärker gefährdet als sein Opfer“, wunderte sich Andreas Fuchs über die Kreativität der Kriminellen. Mit den Verantwortlichen des Kriminalmuseums wurde vereinbart, dass der Kirchberger Waffenexperte demnächst auch die ausgestellten Waffen im Museum in der Heinrichstraße begutachtet und katalogisiert.